Messmethoden

Messen ohne Stich in den Finger

Von Sebastian Juha Richter · 2014

Der Stich in den Finger ist für Diabetes-Patienten im fortgeschrittenen Stadium eine alltägliche Last. Mehrere Male am Tag müssen sie sich mit einer kleinen Lanzette in den Finger stechen, um einen Blutstropfen zu entnehmen und den Blutzucker zu messen. Neue Technologien könnten diese Tortur in naher Zukunft überflüssig machen.

Für Diabetiker ist die Regulierung des Blutzuckerspiegels das A und O einer gelingenden Behandlung. Als Blutzucker wird der Glukoseanteil im Blut bezeichnet; Glukose ist ein wichtiger Energielieferant im Körper: Unter anderem Gehirn, Nierenmark und rote Blutkörperchen werden so mit „Treibstoff“ versorgt. Mittels Insulin muss der Blutzucker bei Diabetes-Patienten in fortgeschrittenem Stadium gesenkt werden.

Zuverlässige Messungen im Alltag

Die aktuellen zuverlässigen Messmethoden für den Heimgebrauch funktionieren chemisch. Eine Testsubstanz im Messgerät reagiert mit dem eingebrachten Blutstropfen. Das ältere Verfahren ist optisch: Das Blut und die chemischen Stoffe auf dem Teststreifen erzeugen neue Moleküle. Der Glukoseanteil dieser Moleküle beeinflusst deren Fähigkeit Licht zu absorbieren. Über die Messung dieser Absorption kann der Blutzuckeranteil bestimmt werden. Inzwischen ist allerdings ein amperometrisches Verfahren üblich. Hier reagiert das Blut ebenfalls mit einem Stoff auf dem Teststreifen, zum Beispiel dem Enzym Glukose-Oxydase. Dann wird eine niedrige Spannung elektrischen Stroms an das Blut angelegt und die Stromstärke gemessen. Deren Höhe steht im Verhältnis zum Glukoseanteil im Blut.

In Zukunft ohne Blut messen?

Im Gegensatz zu diesen konventionellen Verfahren befinden sich schon lange verschiedene Ansätze in der Entwicklung, die ohne schmerzhafte Stiche auskommen. Relativ weit fortgeschritten ist etwa die Forschung an einem winzigen biochemischen Sensor, der ins Auge eingesetzt wird. Eine darin enthaltene Chemikalie fängt an zu leuchten, wenn sie mit dem Zucker in der Gewebeflüssigkeit in Berührung kommt. Mit einem externen Messgerät wird dieses Leuchten gemessen und so der Blutzuckerwert bestimmt. Daneben gibt es auch Verfahren, die physikalisch arbeiten. Mit einem Laser, der im mittleren Infrarotbereich arbeitet, wird der Körper punktuell bestrahlt. Welches Licht reflektiert wird, hängt wiederum vom Glukoseanteil ab. Hoffnung macht ein weiterer Ansatz, bei dem ein kleiner Sensor für einen begrenzten Zeitraum von zwei Wochen am Oberarm angebracht wird. Er reicht bis unter die Haut ins Fettgewebe und misst kontinuierlich den Blutzuckerwert. Statt täglichem Pieksen muss dann nur noch alle zwei Wochen der Sensor erneuert werden. Vorsicht ist aber angebracht: Blutzuckermessgeräte sind in Deutschland medizinische Hilfsmittel. Das heißt, dass sie keine klinischen Studien zur Zulassung durchlaufen, sondern für die ce-Zertifizierung nur ein Mindestmaß an Sicherheits- und Gesundheitsstandards erfüllen müssen. Da die Gefahren durch einen falsch gemessenen Blutzuckerspiegel für Diabetiker sehr hoch sind, sollten neue Messgeräte nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt und mit gewissenhafter Kontrolle verwendet werden.

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